Situation in der Schweiz

In einer schweizweiten Situationsanalyse untersuchten Fachleute der VSA-Plattform «Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen» die Stoffeinträge aus Industrie und Gewerbe in Gewässer. Der Bericht wurde im April 2022 veröffentlicht und ist auf Deutsch und Französisch verfügbar (Medienmitteilung und Aqua & Gas-Artikel dazu).

Für weitere Informationen zum Thema Industrie- und Gewerbeabwasser ist auf die Seite des CC Industrie & Gewerbe des VSA zu verweisen.

Situationsanalyse zeigt Handlungsbedarf

Die Belastung der Gewässer mit Schadstoffen aus Industrie und Gewerbe hat über die letzten Jahrzehnte abgenommen. Betriebe sind heute an eine zentrale Abwasserreinigungsanlage angeschlossen, behandeln ihr Abwasser, wenn sie die Anforderungen gemäss Anhang 3.2. der GSchV nicht einhalten und haben ihre Prozesse laufend optimiert. Sie halten somit die gesetzlichen Anforderungen an die Einleitung von Industrieabwasser in der Regel ein. Dabei stehen allerdings bis anhin die «klassischen» Schadstoffe wie Schwermetalle oder Kohlenwasserstoffe im Fokus. Diese Stoffe haben gesetzlich verankerte Einleitwerte. Für Mikroverunreinigungen hingegen gibt es keine stoffspezifischen, abwasserseitigen Einleitwerte. Die zuständige Behörde müsste dies im Einzelfall festlegen. Allerdings erfassen weder die meisten Betriebe noch die Behörden die Mikroverunreinigungen systematisch.

Mikroverunreinigungen aus Industrie und Gewerbe gelangen mit dem gereinigten Abwasser in die Gewässer. Darunter hat es Stoffe in grossen Mengen, Stoffe mit potentiellen Auswirkungen auf die Gewässerökologie und Stoffe, die bis in die Trinkwasserressourcen gelangen. Diese Beispiele zeigen punktuellen Handlungsbedarf in den Betrieben auf. Eine schweizweite Abschätzung des Risikos der Stoffeinleitungen aus Industrie- und Gewebebetrieben ist aufgrund der aktuellen Datenlage allerdings nicht möglich.

Nach Einschätzungen von Expertinnen und Experten sind die folgenden Branchen und Prozesse für Einträge von Mikroverunreinigungen in die Gewässer näher zu betrachten:

  • Chemisch-physikalische Behandlung von flüssigen Sonderabfällen
  • Chemische-pharmazeutische Industrie (synthetisierende und verarbeitende Betriebe)
  • Metalloberflächenbehandlung/Galvanik
  • Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln

Weitere relevante Branchen und Prozesse sind: Wäschereien, Malergewerbe, das Auto-/Transportgewerbe, sowie die Heiz- und Kühlprozesse, die branchenübergreifend zur Anwendung kommen. Die Situationsanalyse zeigt die Herausforderungen im Umgang mit den Mikroverunreinigungen: Viele Einträge und deren Auswirkung auf die Gewässer sind noch unbekannt und ein schweizweit koordinierter, systematischer Umgang mit diesen Stoffen im Betriebsabwasser fehlt. Der VSA wird daher in den kommenden Jahren mehr Wissen zu Stoffeinträgen aus Industrie und Gewerbe in Gewässer aufbauen und entsprechende Hilfestellungen für Behörden und Betriebe entwickeln. Er arbeitet dabei eng mit Expertinnen und Experten aus den priorisierten Branchen, den Behörden und der Forschung zusammen.

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