Fragen zu Mikroverunreinigungen aus Industrie & Gewerbe

Mikroverunreinigungen aus verschiedenen Quellen belasten die Gewässer. Sie stammen aus der Landwirtschaft, aus Siedlungen und aus Industrie und Gewerbe. Verschiedene Massnahmen tragen dazu bei, den Eintrag in die Gewässer zu reduzieren. Eine schweizweite Übersicht über den Eintrag aus Industrie und Gewerbe fehlt allerdings, weil insbesondere die Stoffe und Parameter mit numerischen Anforderungen im Fokus stehen. Das sind beispielsweise die Metalle. Aus diesem Grund forderte der Bundesrat in einem Bericht vom Juni 2017 «Massnahmen an der Quelle der Reduktion von Mikroverunreinigungen in den Gewässern» den Wissensstand zu verbessern und entsprechende Massnahmen zu prüfen

Eine Schweizweite Situationsanalyse (Wunderlin, 2022) hat das vorhandene Wissen zu Stoffeinträge aus der Industrie und Gewerbe zusammengetragen. Betriebe mit bekannten Stoffeinleitungen stammen vielmals aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie, weil bei einigen dieser Betriebe Mikroverunreinigungen gezielt gemessen werden. Bei anderen abwasserrelevanten Branchen der Schweiz werden hingegen die Stoffeinleitungen nicht systematisch erfasst. Gemäss Experteneinschätzungen sind folgende Branchen und Prozesse für weitergehende Abklärungen zu priorisieren:

  • Chemisch-physikalische Behandlung von flüssigen Sonderabfällen
  • Chemische-pharmazeutische Industrie (synthetisierende und verarbeitende Betriebe)
  • Metalloberflächenbehandlung/Galvanik
  • Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln
  • Wäschereien
  • Malergewerbe
  • Auto-/Transportgewerbe
  • Heiz- und Kühlprozesse, die branchenübergreifend zur Anwendung kommen.

Es gibt eine grosse Anzahl an möglichen Stoffen aus Industrie- und Gewerbebetrieben, die ins Gewässer gelangen können. Das sind beispielsweise Ausgangsstoffe, Zwischen-, Neben- und Umwandlungsprodukte, Wirkstoffe oder Lösungsmittel. Über 100’000 Stoffe sind heutzutage im Umlauf. Davon sind zirka 26’000 in der Datenbank der europäischen Chemikalienagentur (ECHA) registriert. Ein Teil dieser Stoffe gelangt mit dem gereinigten Abwasser bis in die Gewässer. Das zeigen einzelne Beispiele. Zwar sind die Konzentrationen dieser Stoffe in den Gewässern in den meisten Fällen gering (im μg/Loder ng/L-Bereich). Trotzdem gibt es darunter Stoffe, die Wasserlebewesen schädigen können. Die gleichzeitige Einleitung von verschiedenen Stoffen kann zudem zu sogenannten Mischungstoxizitäten führen. Gut wassergängige und schwer abbaubare Stoffe können bis ins Trinkwasser gelangen. Eine schweizweite Abschätzung des Risikos der Stoffeinleitungen aus Industrie und Gewerbebetrieben ist aufgrund der aktuellen Datenlage allerdings nicht möglich.

Der VSA wird in den kommenden Jahren mehr Wissen zu Stoffeinträgen aus Industrie und Gewerbe in Gewässer aufbauen. Er arbeitet dabei eng mit den Behörden, der Industrie und der Forschung zusammen. Die thematische Stossrichtung der kommenden Jahre ist folgendermassen:

1) Mehr Wissen zu gewässerrelevanten Stoffen aus den priorisierten Branchen erarbeiten. Da findet eine enge Zusammenarbeit mit den Industriesektoren, Forschung und Vollzug statt.

2) Hilfsmittel entwickeln, welche Behörden und Betriebe dabei unterstützen die relevanten Stoffe zu identifizieren, priorisieren und Anforderungen daraus abzuleiten.

3) Dieses Wissen an die Praxis weitergeben, im Rahmen von Leitfäden, Merkblättern, Tagungen und Schulungen.

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